"Do you need anything else Ma'm or may I leave ?" fragend schaute Subash, uns an. Natuerlich!!! Was fuer eine Frage! Subash, mit astreinem Seitenscheitel (da koennen selbst die Legionaere noch was lernen), schickem, karriertem Hemd das ordentlich in die Hose gesteckt war, war waehrend unserer Zeit in Kalkutta unser "Logistiker", der an diesem Abend den Auftrag von Jois Vater bekommen hatte uns mitsamt Fahrer wohlbehuetet zum Zug zu eskortieren.
Das hatte er erfolgreich getan, das Herrliche ist, das man im Bahnhof in Kalkutta mit dem Auto bis an das Gleis vorfahren kann. So mussten wir nur aussteigen und unsere Backpacks eine minimale Distanz hinueberhieven.
Nun standen wir in unserem Zugabteil. Ein Abteil, wenn man es so nennen konnte, weil es wird nicht wie in deutschen Zuegen durch Teuren getrennt sondern man hat einfach einen Vorhang vor dem Abteil. Ein Abteil fasste 4 oder sechs Leute, unseres war 2er Klasse deswegen fasste es nur 4. Unter uns machten es sich zwei indische Maenner gemuetlich, packten ihr Abendessen aus und wir krabbelten auf die beiden obersten Betten, bekamen noch ein Laken und ein Kopfkissen und mussten uns langsam klar machen, dass wir wieder zurueck im roughen, knallharten Backpackerleben waren...garnicht so leicht nach diesem ganzen Glamour.
Wir hatten den Mantoshs vorher in ihrem Business Imperium noch auf Wiedersehen gesagt "My DARLINGS!!!! oh yes have a save journey dont do anything I wouldnt do and see you in February bye bye bye" gefolgt von zwei dicken Umarmungen und nun im Zug sitzend tauchten wir nach langer Lesepause (die DVDs waren schuld) wieder in unsere Buecher ein! Der Zug ratterte los, ein Licht nach dem anderen wurde ausgemacht, und das Schmatzen der Inder um uns herum wurde bald zu einem regelmaessigen Schnarchen!
Unser Zugnachbar |
"Is this Varanasi?" "Yes, this is Varanasi, but don't worry the train will stop for 20 minutes" Wie von einer Biene gestochen, sprangen wir beide von unseren Betten, rollten unsere Schlafasaecke ein, zogen unsere backpacks von unseren Betten (Wir hatten naemlich auf den gleichen geschlafen, da uns vorher noch von Jois Vater die aufregendsten Raubgeschichten aus indischen Zuegen erzaehlt wurden) Marie-Anna ging noch schnell aufs Clo, was ja auch wunderbar war, schliesslich hielt der Zug ja 20 min. Ich zog schonmal meinen Backpack an und stellte mich an die Tuer, ich schaute raus und merkte ploetzlich, dass sich der Zug wieder in Bewegung setzte "Marie-aenn wo bist du???" Ungewiss was ich tuen sollte blieb ich oben absprungbereit stehen drehte mich immer wieder um, doch keine Marie-Anna...der Zug wurde immer schneller...
"ich bin da!!!" Ufffff! Mit den Backpacks auf dem Ruecken, sprangen wir nicht sehr elegant aber immerhin sicher auf den schon absenkenden Bahnsteig und beobachten wie der Zug immer schneller werdend den Bahnsteig verliess!
Welcome to Varanasi! das war die erste Ueberraschung von Varanasi, die zweite folgte sogleich, denn von der gemuetlichen Temperatur aus Kalkutta war um 12 Uhr mittags hier nichts mehr zu spueren.
Eine Rikshaw brachte uns in das Zentrum der Stadt, dort stiegen wir aus und der Rikshawfahrer brachte uns zu unserem Hotel, zum Glueck tat er das, denn die Altstadt Varanasis, besteht aus winzigkleinen Gassen und von jeder solcher Gasse gehen ungefaehr nochmal 60 ab, hinzukommt, dass es keine Strassennamen gibt, also ist Verlaufen vorprogrammiert. Das ist uns am ersten Abend natuerlich auch prompt passiert: vollkommen verloren stolperten wir durch die Strassen und zum Glueck erbarmte sich am Ende ein kleiner Junge der uns mit einer ungewisslichen Geschicklichkeit nach Hause fuehrte.
In den schmalen Gassen von Varanasi, reiht sich ein Laden neben den anderen, in jedem sitzt ein Inder oder auch mehrere und rufen dir froehlich Sachen zu und wollen dir was verkaufen. Und jede Minute kommt einem eine Kuh entgegen, fuer die man Platz machen muss, schliesslich sind die Kuehe ja heilig! Gerade hatten wir uns wieder an einer Kuh entlang gequetscht als sich vor uns ein riesen Haufen voller Holz erstreckte und direkt daneben hingen lauter Waagen. Der Holzbusiness, wohl der number one Business von Varanasi. Wie kommt das? fragt man sich vielleicht.
Der Holzverkauf |
Die Leute kaufen das Holz ein je nach Kastenschicht, das Billigere oder Teurere, lassen es wiegen und es wird zum Verbrennungsghat gebracht.
Abends gab es ein riesen Krishna festival wo die Goetter des Ganges heraufgebetet wurden, was wir uns mit grossem Staunen anschauten.
Dann geschah etwas Entscheidendes, als wir unser Zimmer betraten peitschte uns eine Eiseskalte entgegen und es sollte in der Nacht noch viel kaelter werden. So dass wir morgens mit zitternden Beinchen im Zimmer standen und uns nach dem alten Zwiebelprinzip ein Hemd nach dem Anderen anzogen, draussen kauften wir uns ein paar Ohrenwaermer und einen dicken Schal und schon war die Eisekalte ein bisschen besser zu ertragen.
Sogar dir Ziege fror wie ein Schwein! |
Unser Ruderer |
Opfer der peitschenden Kaelte! |
Die morgentliche Dusche |
Abgefrorene Backpacker |
Wir machten unsere Bootstour, schickten ein kleines brennendes Blumenbeet auf den Ganges, wie es ueblich ist um den Goettern seinen Respekt zu erweisen, packten unsere Sachen und stiegen in den 35-stuendigen Zug nach Mumbai!
Das Polizeiquartier |
Indias Gateway |
Drei Ladies im Park |
Der Vorhang ging auf, auf dem Bildschirm erschien die indische Flagge, alle sprangen auf, Hand auf die Brust und es ertoente die indische Nationalhymne, die alle lauthals mitsangen! Eine astreine Liebe und Eehrung des Vaterlandes!
Nach dem Kino gingen wir in das beruehmte Cafe Leopold, das frueher als number one Treffpunkt der Drogendealer und Paessefaelscher galt, ein mit dunklem Holz verziertes Restaurant, offen zur Strasse hin und dort treffen sich, Inder, Backpacker und westliche Arbeiter fuer einen Apperetivo oder zum Abendessen.
Von dort nach Hause schlendernd sieht man das alle Staende die vorher allen moeglichen Krimskams von Buechern ueber Schals ueber geschnitze Elefanten verkauft haben ihre kleinen Holzbuden geschlossen haben und mitten auf dem Buergersteig ihr Bett (das besteht aus zwei Laken, eins zum dreaufliegen und eins zum zudecken) aufgebaut haben, einer an den anderen gereiht liegen sie da und schlafen seelenruhig, dann trifft man wieder ein Rudel streuender Hunde und ab und zu laeuft einem auch eine Ratte ueber den Fuss. (Mensch und Veirbeiner wohnen sehr nah beieinander!)
Am naechsten Morgen lief ein kleines Schiff aus dem Gateway aus, dass uns auf die Elefanteninsel bringen sollte. Wir packten unsere Buecher ein und machten einen kleinen Tagesausflug zu den beruehmten Hoelen der Elefanteninsel.
Das Gateway waehrend dem Sonnenuntergang |
Torianna on a romantic trip |
Nachdem wir bisher immer nur 2. Klasse gefahren sind konnten wir das Getummel im Zug noch nicht so wirklich mitbekommen,(je hoeher die Klasse um so ruhiger und unbelebter) das sollte sich aber schnell aendern: denn unseren naechsten Zug buchten wir mit der einfachsten Klasse, der Sleeper Class wo man nicht nur herrlich viele Menschn trifft, ausserdem kostet sie auch nur ein viertel, was uns sehr entegenkam!
Es gibt reservierte Plaetze und dann gibt es ungefaehr in jedem Zug ein paar hundert Leute die auf der waiting list sind und nachruecken, falls noch jemand abspringt. Falls jedoch keiner abspringt hindert es die Menschen nicht daran doch mit dem Zug mitzufahren, das heisst es kann leicht passieren dass du um drei Uhr nachts auf deine Pritsche liegst und ploetzlich etwas an deinem Fussende spuerst: ein kleiner dicker Inder der es sich eben auch ein bisschen gemuetlich machen will. Das ist noch einer der besseren Plaetze, viele legen sich auch einfach in den Teil wo zwei Waggongs miteinander verkoppeltwerden, alle haben ihre Decken dabei und schon ist es kein Problem, laut schreiend laufen Menschen durch den Zug (auch zur Nachtzeit) und bieten dir tee, Kaffe und alle moegliche Essen an.
Schicke Bananverkaeuferin im Zug |
Und Indien ist prachtvoll! Und ein riesen Teil dieser Schoenheit, machen die Menschen aus, die dich mit einer solchen Herzlichkeit und Gastfreundschaft aufnehmen, ganz unerheblich, ob sie dich kennen oder nicht und wieviel Geld sie selber haben, hauptsache es geht dem anderen gut und erfuehlt sich wohl! Eine umwerfende Eigenschaft!
Nach der bruetenden Hitze in Mumbai war es ganz klar, was unsere naechste Station sein wuerde: Goa, der kleinste Staat Indiens, von dem uns alle vorschwaermten, nur in den Norden solle man nicht, da haben sich wohl die Russen breit gemacht und alle Preise fuer Fisch und Hotels verhunzt. Also suchten wir uns ein sau gemuetlichen Ort aus, Benaulim, nahmen ein kleines Zimmer in Villa Martha und machten geraume Zeit Ferien von den Ferien. Einfach herrlich, Palmenwedel wehen dir ins Gesicht, das Rauschen des Meeres, blitzeweisser Sand und koestlichste Prawns und sonstigen Fisch!
Two blind mice.... |
Wir haben wie Koenige gelebt!
Ein Besuch beim Friseur fuer 1,50 Euro |
Pina Colada im Sonnenuntergang |
Somit fuhren wir weiter in den Sueden in die beruehmte Stadt Mysore, wo wir einen herrlichen Palast des Maharadjas bestaunten, eine Audio guide Fuehrung bekamen, so dass man sich genau vorstellen konnte, wie der Mahardja mit seiner Maharani und den Toechtern und Soehnen dort gelebt hat.
Der Palast bei Nacht |
Stadtmolkerei |
Palast des Maharadjas |
Eins der vielen Photoshoots mit Indern |
Kuh im Verkehr |
Wir hatten einen Rikshaw Fahrer, der uns drei Tage lang durch Mysore kutschiert hat und haben unter anderem eine Zigarettenfabrik angeschaut: ein kleines Gebauede wo lauter Maenner auf dem Boden sitzen und jeder fuer einen anderen Teil der Zubereitung und Vearbeitung zustaendig ist . Manche arbeiten dort schon seit 30 Jahren, und arbeiten mit einer solchen Geschwindigkeit und Geschicklichkeit und strahlen dich dabei mit leuchtenden Augen an. Nach der Zigarettenfabrik, haben wir uns eine Seidenfabrik angeschaut, wo man alle Schritte angefangen von den Coconfaeden bis hin zur fertigen Siedensaris genaustens beobachten konnte. Wir hatten ja in Kalkutta im Leprahaus schon die Moeglichkeit zu beobachten wie Saris hergestellt werden, nur wa es dort alles noch manuell, somit war es sehr spannend hier den Fortschritt der Maschinen zu beobachten.
Am letzten Tag hat uns unser Rikshawfahrer in einen kleines Naturgebiet gebracht, eine Oase der Ruhe wo es irsinnig viele prachtvolle Voegel anzuschauen gab. Saemtliche Inder kommen aus Norden und Sueden angegereist um dort ein paar Stunden gemuetlich spazieren zu gehen und das Tollste man konnte sogar eine kleine Bootsfahrt machen. Das haben Marie-Anna und ich natuerlich auch gemacht und wie wir da so sassen sehen wir ploetzlich, ein dickes fettes Krokodil auf einem Stein liegen. Ganz weiss war es, hatte den Mund sperrangelweit geoeffnet und sich kein bisschen bewegt, "nein das ist nich echt, das ist eine Atrappe", "doch tori das ist echt 100%" , wir fuhren direkt neben den Stein "aber das bewegt sich ja kein bisschen und schau mal wie weiss das ist Krokodile sind doch gruen!" Ja und so waere mir meine Unwissenheit schnell zum Verhaengniss geworden, schnipp schnapp Arm ab, denn sobald wir dem Stein den Ruecken kehrten, hoerten wir eine grosses "platsch" drehten uns um und weg war es! Ich dachte dann noch kurz, dass es evtl. ein aus plastik automatisch betriebenes Krokodil ist, dass den Besuchern die Bootsfahrt spannender machen sollte, bis ein Krokodil direkt neben uns vorbeischwamm.
Saulebendiges Krokodil |
Bevor der Bus die Stadt verliess, hielt der Fahrer an der Seite der Strasse, ein Mann kam hineingesprungen mit einem Silbertablett auf dem ein Paar Raeucherstaebchen befestigt waren und das voller Pulverfarbe war, er ging herum , die Ehepaare (alles Inder) drueckten sich gegenseitig einen pulvernden Punkt auf die Stirn, es wurden ein paar Rupee auf das Tablett gelegt und ein Reisegebet gesprochen und los ging die Fahrt.
Die atemberaubende Teelandschaft |
Blick aus dem Zug |
Von Ooty aus haben wir einen uralten Holzzug der auch nicht schneller als 25 kmh fuhr durch diese prachtvolle Landschaft genommen und haben uns zum ersten Mal wieder ein bisschen so gefuehlt, als ob man Zuhause durch den Wald laeuft! Einfach herrlich!
Weiter ging die Reise mit einem Nachtzug nach Kochi, eine im suedenliegende prachtvolle Hafenstadt die aus mehreren kleinen Inseln besteht. So sassen wir im Zug, packten unsere Schlafsaecke aus, legten uns in die obersten Betten und schliefen seelenruhig ein, wir sollten um 2 Uhr ankommen und um 20 nach 2 wachten wir auf, schauten auf die Uhr und dachten uns ist ja alles in Ordnung, die Zuege haben hier eh meistens mind. eine Stunde Verspaetung. Doch leider war dem nicht so, Kocchi lag schon lange hinter uns! Whaaaat? "And where does this train go now?" "Verkala!" Prachtvoll, ein wunderhuebscher Ort am Meer, wo wir eh hinwollten, also passte es wie Butter an der Sonne. So wuerden wir uns eben von Unten hoch arbeiten. Wir haben ein wunderbares Bamboo bungalow bezogen an einer Klippe direkt oberhalb des Meeres, das hier sehr viel staerker war als in Goa. Riesen Wellen kamen auf uns zu als wir schwimmen gingen und man durfte nicht soweit raus und wurde sofort von den indischen lifeguards zurueckgepfiffen, einer musste sogar gerettet werden und somit hatten wir grossen Respekt fuer das Meer. Haben aber nocheinmal zwei Tage lang Sand, Sonne und Meer und den koestlichen Fisch, (vorallem prawns) irre genossen.
Das Bungalow |
Heute Abend steigen wir in den Nachtzug nach Udaipur und die letzten zwei Wochen unserer Reise beginnen! Es geht uns sehr gut, auch wenn die Freude auf zu Hause mit jedem Tag so sehr waechst wie ein Baum in Indien! (Und das geht verdammt schnell!)
dicke Umarmung,
Bis sehr bald!!!! |
Ps: an alle regelmaessigen Leser: entschuldigung fuer den langen unentschuldlichen Berichtausfall!